20200926

Ein Konzept für die westliche Altstadt in Frankfurt am Main

Alte Mainzer Gasse Frankfurt am Main

Die westliche Altstadt: Ein Ort mit Geschichte

Das Viertel um die Alte Mainzer Gasse wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts erschlossen, als die Stadt aus allen Nähten platzte. Erst im zweiten Weltkrieg ging dieses geschichtlich bedeutsame Viertel unter und verlor dann mit dem Neuaufbau als gelockerte-gegliederte Siedlung ihre jahrhundertealte Bedeutung.

Das Projekt

Das DomRömer-Projekt ist abgeschlossen. Wie geht es nun weiter mit der Altstadt? Sollten nun weitere Bauten auf dem historischen Areal der ehemaligen Altstadt rekonstruiert werden? Oder ist der „Status Quo“ erreicht und es kommt erst einmal zu keinen weiteren baulichen Veränderungen in der Frankfurter Altstadt? Das DomRömer-Projekt wurde erst durch den Abriss des großflächigen Technischen Rathauses möglich. Wenn noch weitere Bauprojekte in der Altstadt in die Wege geleitet werden sollten, dann müsste dafür auch der nötige Platz vorhanden sein.

Der Fokus fällt bei dieser Fragestellung schnell auf das westliche Altstadtareal. Wenige Meter hinter dem Römer, in bester Innnenstadtlage, präsentiert sich zwischen der Alten Mainzer Gasse und der Limpurgergasse eine bemerkenswerte Ödnis. Hier hat man, nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs, auf den abgeräumten Flächen eine großzügig durchgrünte Zeilenbau-Siedlung errichtet. Dazwischen wurden Platzanlagen und große Abstellflächen für Kraftfahrzeuge angelegt. Auch die Stadt Frankfurt hat in den fünfziger Jahren mit dem Personal- und Organisationsamt einen riesigen Behördenbau in die Landschaft gesetzt. Auf diesem von Brachen, Parkplätzen und locker bebauten Blockbauten der Nachkriegszeit durchsetzten Areal sollte wieder ein lebendiges Viertel mit einer altstadtgerechten Bebauung entstehen.

Verdichtung: Stadt bedeutet mehr Dichte

Entsprechend dem damaligen Städtebauleitbild wurde das westliche Altstadt-Areal in der Nachkriegszeit mit geringer Dichte, Zeilenbauten, Punkthäusern und viel Grün gestaltet. Dieses Konzept der locker gegliederten, funktionalen Stadt ist überholt. Heute weiß man: Stadt bedeutet mehr Dichte. Nur wo sich Menschen in einer durchmischten Stadt treffen können, wo also Leben, Arbeiten und Freizeit sich mischen, entsteht ein lebendiges Quartier. Die Nachverdichtung des innerstädtischen AltstadtWest-Areals schafft zudem dringend benötigten Wohnraum in Frankfurt am Main.

Die Kosten: Geringe Belastung für die Stadt

Die Stadt sollte beim AltstadtWest-Projekt der Ideengeber sein. Mit einer strengen Gestaltungssatzung sollte der lebendige Altstadtcharakter für dieses Quartier vorgegeben werden. Private Investoren übernehmen, nach Vorgaben der Stadt (z. B. Sozialanteil beim Wohnraum), dann die Umsetzung. Durch die gute Vermarktung des Quartiers sollten am Ende keine überdimensionierten Kosten für die Stadt Frankfurt am Main entstehen. Einzelne Rekonstruktionen wie das gut dokumentierte Haus Frosch, sollten eine Maßgabe für die Investoren sein, um diesem geschichtsträchtigen Areal gerecht zu werden.

Ökologisch: Der Abgesang auf die autogerechte Stadt

Im Zuge des Klimawandels, wird sich die Stadt künftig nach innen entwickeln. Das Bauen am Rand auf der grünen Wiese mit der Blockierung von städtischen Kaltluftschneisen ist passé. Im AltstadtWest-Quartier sollte es begrünte Innenhöfe und eine regenerative Energieversorgung und fußgänger- und radfahrerfreundliche Verkehrswege geben.

Autos, Radfahrer und Fußgänger sollen auf dem Areal der westlichen Altstadt gleichberechtigt unterwegs sein. Die Straßen müssen dementsprechend eine hohe Aufenthaltsqualität für Anwohner und Besucher bieten.

Sozial: Kein Bewohner wird vertrieben

Alle derzeitigen Wohnbauten können auch bei Verwirklichung des AltstadtWest-Quartiers erhalten bleiben. Altstadtgerechte Neuschöpfungen und Rekonstruktionen füllen die vielen Leerstellen und lassen eine abwechslungsreiche Blockrandbebauung entstehen.

Neue Luxusquartiere hat Frankfurt am Main in den letzten Jahren oft genug gebaut: Eine soziale Mischung des AltstadtWest-Projektes, sollte bei der Bebauung des Areals eine zwingende Maßnahme sein.

Gastfreundlich: Willkommen in der lebendigen Altstadt

In der Innenstadt, unweit des Römers, sollte es keine abgeschotteten Siedlungen mit Vorortcharakter geben. Auf dem zukünftig durchmischten AltstadtWest-Areal, gehört neben dem Wohnbereich auch kleinteiliges Gewerbe und Gastronomie.

Frankfurter und Gäste sollten sich hier wohl fühlen, sich treffen und austauschen und gemeinsam das Quartier im Sinne einer lebendigen Stadt gestalten.

Die Hürden: Dialog gewinnt

Die Stadt erwirtschaftet mit vermieteten Parkplätzen und durch die Parkraumbewirtschaftung Einnahmen im altstädtischen Areal zwischen dem Limpurgergasse und Alte Mainzer Gasse. Doch diese Einnahmen sind überschaubar und sollten natürlich kein Hindernis für eine bauliche Neuordnung des Areals sein.

Vor Kurzem gab es eine Gesamtsanierung des Personal- und Organisationsamtes in der Alte Mainzer Gasse. Möchte man dieses Areal in der Planung für das AltstadtWest-Projekt mit einbeziehen, müsste das Amt an einen anderen Standort umziehen. Dies ist machbar und sollte auch keine unbezwingbare Hürde sein.

Für das Areal zwischen der Limpurgergasse und Alte Mainzer Gasse gilt seit einigen Jahren ein Ensembleschutz. Die Eingriffe auf dem Areal betreffen in erster Linie nur die überdimensionierten, offenen Innenhofplätze und die derzeit in weiten Teilen fehlende Blockrandbebauung. Eine altstadtgerechte Verdichtung des Areals sollte entsprechend auch im Sinne des Denkmalschutzes sein.

Die Umsetzung: Nichts ist unmöglich

Frankfurt am Main hat mit dem DomRömer-Projekt bewiesen: Eine Stadt kann ihr historisches Herz wiedergewinnen. Mit Tatkraft und Engagement wurde ein Jahrhundertprojekt mit Bravour umgesetzt. Das AltstadtWest-Projekt ist trotz aller Hürden machbar. Mit dem richtigen Willen und der beeindruckenden Umsetzungskraft der Bürger und Initiatoren ist dieses Projekt realisierbar. Es steht außer Frage: Das Quartier zwischen der Limpurgergasse und Alte Mainzer Gasse gehört zu den wichtigsten innerstädtischen Verdichtungsflächen. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen muss dieses innerstädtische Areal wiederbelebt werden. Die Stadtverantwortlichen und die zuständigen Dezernate müssen hier Hand in Hand arbeiten, um dieses Projekt in den nächsten Jahren auf einen erfolgreichen Weg zu geben.

 Alle Angaben ohne Gewähr.       >>> zurück zum Blog Stadtgestaltung Frankfurt